500 Zeitschriften im Volltext – und vieles mehr // Mitteilung Nr. 52 der DGPhil

am 18.06.2020 von Eric Eggert veröffentlicht


Den Beitrag über den FID Philosophie finden Sie hier: https://dgphil.de/uploads/media/Mitteilungen-der-DGPhil-Nr-52.pdf

Launch des Portals des FID Philosophie

Die Philosophie hat jetzt auch einen Fachinformationsdienst. Für Mitglieder der DGPhil und der GAP lohnt sich ein Besuch auf dem Portal besonders: Nach einer kostenlosen Registrierung recherchieren Sie nicht nur in den Katalogen des BVB, KUG, OLC und JSTOR, sondern auch im Philosophers Index und dem Philosophy Documentation Center. Außerdem haben sie Zugriff auf ca. 500 Zeitschriften im Volltext. Im Laufe der nächsten Monate kommen noch über 3500 E-Books dazu. 

Was genau aber ist ein Fachinformationsdienst? Und welche Rolle könnte ein FID in der deutschsprachigen Philosophieforschung spielen?

Im Jahr 2012 hat die DFG beschlossen, die bisherigen “Sondersammelgebiete” (SSG) in die neue Förderlinie “Fachinformationsdienste” (FID) zu überführen.[1] Ein zentrales Ergebnis der vorausgehenden Programmevaluierung waren die durch den Medienwandel veränderten Anforderungen an Informationsinfrastrukturen. Ein wesentlicher Aspekt der FIDen besteht dementsprechend in der Konzentration auf den digitalen Raum. Um die heterogenen Bedürfnisse der Forschenden besser adressieren zu können, soll zudem ein stärkerer Dialog zwischen Bibliotheken und scientific communities etabliert werden. Neben diesen programmspezifischen Weichenstellungen deuten auch andere Akzentverschiebungen innerhalb der DFG - wie eine open access preferred policy - einen langsamen Umbruch in der Publikations- und Informationskultur der Wissenschaften an. 

Der Fachinformationsdienst Philosophie ist angetreten, um den Medienwandel in der Philosophie aus infrastruktureller Perspektive zu begleiten und zu reflektieren. Der FID Philosophie begreift sich daher nicht nur als Dienstleister, sondern auch als Angebot an die Fach-Community, gemeinsam den Medienwandel zu gestalten. Ohne eine aktive Community ist die Halbwertszeit solch eines Projektes allerdings überschaubar. Denn neben den “klassischen” Feldern Erwerb und Recherche gibt es eine Reihe von Fragen, bei denen es Gestaltungsspielraum gibt und die nur kollektiv beantwortet werden können. Wie gehen wir beispielsweise mit Forschungsdaten in der Philosophie um? Wie mit Open-Access-Publikationen? Wie mit digitalen Editionen? Die Integration solcher Daten in bibliothekarische Nachweissysteme ist nicht nur ein technisches Problem, sondern verlangt auch nach einer fachlichen Reflexion. Mit dem FID Philosophie bietet sich die Möglichkeit, diese fachliche Perspektive wiederum in eine Infrastruktur zu übersetzen. 

Kooperation ist ein zentraler Baustein für den FID Philosophie. Das gilt nicht nur für die Fach-Community, sondern auch für Verlage. Der FID möchte gerade kleine und mittlere Verlagen als Partner bei der Open-Access-Transformation begleiten. Im Bereich der Monographien soll ein Lizenzmodell etabliert werden, in dem die klassische Lizenz mit einer Open-Access-Transformation von Backlist-Titeln kombiniert wird. Hier wurde bereits ein “Mustervertrag” mit Brill, Schöningh, Fink und mentis abgeschlossen.

In Ergänzung zu den lizenzierten Angeboten hat der FID Philosophie bereits umfangreich gemeinfreie Werke retrodigitalisiert. So wurde beispielsweise in Abstimmung mit der AG philosophische Editionen der DGPhil eine Sammlung philosophischer Zeitschriften des 19. Jahrhunderts erschlossen und digitalisiert. Diese Digitalisate - zusammen mit weiteren Sammlungen - werden ebenfalls in den nächsten Monaten auf dem Portal erscheinen. Der FID Philosophie ist ein ongoing project. Daher lohnt es sich, immer mal wieder auf dem Portal vorbei zu schauen. Eigene Vorschläge zur Retrodigitalisierung sind ebenfalls willkommen. 

Neben Lizenzen und eigenen Digitalisaten bindet der FID sukzessiv weitere digitale Sammlungen in das Portal ein - beispielsweise Digitalisate der BSB München, oder auch Ausschnitte der Judaica aus der UB Frankfurt. Dies deutet auf einen weiteren Grundsatz im Selbstverständnis des FID Philosophie hin: die Funktion als hub. Es gibt bereits ein großes, heterogenes und fragmentiertes Angebot, dass systematisch erschlossen und im Portal des FID zugänglich gemacht werden soll. Dazu wird ein kuratierter Einstieg zu ausgewählten Philosoph*innen erarbeitet, in dem digitale Objekte, maßgebliche Editionen, Fachzeitschriften etc. gebündelt werden. Diese händische Kuratierung dient als Ausgangspunkt, um Techniken wie data mininguser tagging oder crowdsourcing perspektivisch in das Portal zu integrieren.

Dieser Ausblick in eine mögliche Zukunft soll als weiterer Anreiz verstanden werden, das Portal bereits jetzt zu besuchen. Die Anmeldung ist kostenlos. 

Das Portal finden Sie unter: fid-philosophie.de


[1] ttps://www.dfg.de/foerderung/programme/infrastruktur/lis/lis_ förderangebote/fachinfo dienste wissenschaft/ueberfuehrung ssg/index.html


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