Der Vergleich von Mensch und Tier bei Ernst Tugendhat und Aristoteles. Selbstbeschreibung und Selbstverständnis : Kritik eines Topos der Philosophischen Anthropologie
Timme, Rainer 2012 9783832527389 AbstractTiere und Menschen werden in der Philosophie immer wieder miteinander verglichen. Die Funktion dieses Vergleichs scheint - bei vordergrundiger Betrachtung - die eines Mittels zur Selbstbeschreibung zu sein. Erstaunlicherweise hat sich das Repertoire dieses Mittels jedoch seit Aristoteles kaum verandert. Vom menschlichen Selbstverstandnis und der Weise, wie wir Menschen uns selbst beschreiben, ist dies jedoch kaum anzunehmen. Am Beispiel Ernst Tugendhats wird die Verwendungsweise des Vergleichs zwischen Mensch und Tier nachgezeichnet und einer ersten Analyse unterzogen. Im Zuge dessen entsteht ein fundiertes Problembewusstsein. Der Weg jedoch, auf dem die Funktion des Vergleichs zwischen Mensch und Tier erst verstandlich wird, fuhrt zuruck bis zu der Literatur vor Platon und verweilt sowohl bei Platon selbst, als auch bei der zentralen Figur der Entstehung des philosophischen Topos: bei seinem beruhmten Schuler Aristoteles. Eine in mehreren Schritten vollzogene Analyse des Vergleichs von Menschen und anderen Tieren lasst die Sachdienlichkeit und Angemessenheit dieses deskriptiven und explikativen Instrumentariums zunehmend fraglich erscheinen. Nicht allein stellt sich mit Platon die Frage, was denn die Gruppe der Tiere als einen der Gruppe der Menschen entgegengesetzten Pol eint; auch der aristotelische Essentialismus und die mit ihm einhergehenden ontologischen Uberzeugungen stehen im Fokus der Kritik. Endlich steht die Verquickung von Wichtigkeiten unseres Selbstverstandnisses mit den Elementen einer objektive Anspruche erhebenden Beschreibung des Menschen als ein Amalgam im Raum, das es in seine Elemente zu zerlegen gilt, um zu neuer Sachlichkeit gelangen zu konnen.